Stress zeigt Grenzen auf
Jeder Mensch hat seine Grenzen, aber manche Menschen erreichen sie viel schneller als andere. Wenn Arbeitnehmer gestresst sind, verhalten sie sich oft ganz anders als unter normalen Umständen. Sie verhalten sich vielleicht auf eine Art und Weise, die ihren Kollegen rätselhaft vorkommt, und machen sich selbst buchstäblich krank vor Stress und Druck. Später sind sie vielleicht peinlich berührt, versuchen, Brücken zu bauen oder ziehen sich einfach zurück. Es ist schmerzhaft, das zu beobachten. Manager und Personalverantwortliche müssen sich oft mit den Kollateralschäden, wie z.B. Burn-Out, Misserfolgen und Versagen auseinandersetzen und/oder den ehemals gestressten Mitarbeiter beraten, um ihn in eine bessere Lage zu bringen und die beschädigten Beziehungen zu reparieren. Oder schlimmer noch, wir müssen sie wegen dieser Art von störendem Verhalten abmahnen oder sogar kündigen. Der Produktivitätsverlust liegt bei ca. 13 % im Durchschnitt für Frauen und Männer. All dieser Aufwand, die Zeit und das Drama - wer braucht das, und gibt es einen besseren Weg?
Auf jeden Fall. Zunächst einmal muss man wissen, dass Menschen durch unterschiedliche Dinge gestresst werden. Ein Mitarbeiter wird vielleicht dadurch gestresst, dass er zu oft in der Öffentlichkeit sprechen oder auf Konferenzen mit anderen interagieren muss; ein anderer wird vielleicht durch Fristen oder volle Terminkalender gestresst; wieder ein anderer dadurch, dass er auf Kosten seiner eigenen Bedürfnisse Kunden "bedienen" oder ihnen behilflich sein muss. Wäre es nicht großartig, diese Auslöser zu kennen, damit wir den Menschen helfen können, gelassen und stabil zu bleiben, anstatt außer Kontrolle zu geraten und auf die dunkle Seite zu wechseln?
„Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten"
Albert Einstein
Analyse des persönlichen Stressprofils
Die Verwendung einer guten Persönlichkeitsdiagnostik kann in mehrfacher Hinsicht hilfreich sein. Erstens kann eine gute Bewertung stressbezogene Eigenschaften das persönliche Stressmanagement messen, wie z. B.:
Gute Stressbewältigung - Die Tendenz, effektiv mit Belastungen und Schwierigkeiten umzugehen, wenn diese auftreten
Gelassenheit - Die Tendenz, sich bei der Arbeit entspannt oder ruhig zu fühlen
Drucktoleranz - Das Maß an Komfort im Zusammenhang mit der Arbeit unter Zeitdruck und engen Zeitplänen
Ein mehrdimensionaler Ansatz bei der Betrachtung der Stressreaktion ist sehr hilfreich. Ich habe zum Beispiel eine hohe Stresstoleranz, was bedeutet, dass ich am besten arbeite, wenn ich unter Zeitdruck stehe. Wenn ich keine herausfordernde Deadline habe, neige ich dazu, ein Projekt so lange aufzuschieben, bis eine Deadline kommt, und dann fühle ich mich motiviert, das Ziel zu erreichen. Andererseits habe ich etwas niedrige Werte bei Stressbewältigung und Gelassenheit, was bedeutet, dass ich ein wenig "überdreht" bin und leider leicht gestresst werde. Zusammengenommen könnte man sagen, dass ich ziemlich neurotisch bin - ich bin gestresst, aber ich bringe bessere Leistungen, wenn ich mäßig gestresst bin, weil ich gut auf Druck reagiere. Seltsam, aber wahr - jeder Mensch ist ein bisschen anders, und wenn Sie wissen, wie Ihre Mitarbeiter gestrickt sind, können Sie sie einfach besser managen.
Eine Analyse der Persönlichkeitsfaktoren kann Ihnen dabei helfen, eine zielgerichtete Entwicklung für den Mitarbeiter zu geben oder die eigene Führung anzupassen.
Stress kann zu eruptiven Verhaltensweisen führen
Aus unseren Assessments und Persönlichkeitsanalysen mit „Harrison Assessments®“ (einer der weltweit führenden Anbieter in der Persönlichkeits-Diagnostik) wissen wir, dass verschiedene Bedürfnisse und Eigenschaften in einem paradoxen Verhältnis zueinander stehen (Paradox Technologie) bzw. dass spezifische Eigenschaften nur zum Erfolg führen, wenn sie im „Gleichgewicht“ zueinander stehen. Eine In-Balance dieser Eigenschaften kann in einer Stresssituation zu einer eruptiven Verhaltensänderung und zu Misserfolgen führen. Wir nennen dies Flip-Reaktionen. Sie tauchen plötzlich auf , wirken zerstörerisch und wir hassen uns danach manchmal selbst. Kennen Sie das auch?
„Ein Paradox sind zwei Eigenschaften, die widersprüchlich wirken mögen, sich aber komplementär ergänzen“
Beispiel: Betrachten Sie Daniels Ergebnis zu dem Paradox Einfluss/ Win-Win Mentalität (unten). Dieses Paradox besteht aus den zwei Eigenschaften:
Hilfsbereitschaft: Die Tendenz, auf die Bedürfnisse anderer einzugehen und anderen zu helfen oder sie zu unterstützen, ihre Ziele zu erreichen
Sich behaupten: Die Tendenz, persönliche Wünsche und Belange vorzubringen
Beispiel für Daniels Paradox Win-Win Mentalität (Einfluss)
Jedes Pradox hat vier Quadranten, die ein spezifisches Verhalten erzeugen können, je nachdem wie die persönlichen Eigenschaften ausgeprägt sind. Bei einer In-Balance der Eigenschaften wie, mein Bedürfnis „Sich behaupten“ ist größer als mein Bedürfnis „Hilfsbereitschaft“, kann dazu führen, dass mein Verhalten die Tendenz zur Selbstaufopferung zeigt. Mein inneres Bedürfnis ist stärker die Interessen anderer vor meinen zu stellen. Andersrum, wenn mein Bedürfnis „Sich behaupten“ stärker als die Hilfsbereitschaft ist, dann kann es sein, dass ich als sehr dominant von anderen wahr genommen werde.
In unserem Beispiel ist Daniel unter normalen Umständen sehr motiviert, anderen zu helfen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen und ihre Ziele zu erreichen (d. h. dienstleistungsorientiert), aber er kümmert sich weniger um seine eigenen Bedürfnisse (niedrigerer Wert bei Durchsetzungsvermögen). In einer Stresssituation, wie z.B. Zeitdruck oder Qualtiätsprobleme kann er aber im Verhalten flippen und dominant werden (siehe roter Wirbel im oberen linken Quadranten). Dies kann für seine Mitarbeiter sehr verwirrend sein. Sie sind daran gewöhnt, dass Daniel ein sehr netter, hilfsbereiter Mensch ist, und dennoch kann es sein, dass Daniel unter zu viel Stress steht, was ihn in einen rasenden Verrückten verwandelt, weil er unter dem Druck zusammenbricht und auf wenig attraktive Weise ausschlägt, wenn es ihm zu viel wird. Später fühlt er sich peinlich berührt, erschöpft und bereut seinen Ausbruch sehr, sehr.
Nur wenn eine Person ein Ungleichgewicht im Paradox und wenig Stressresistenz aufweist, ist ein Umschwung im Verhalten in besonderen Stresssituationen sehr wahrscheinlich. Dies hat schon so manchem die Karriere gekostet.
Dr. Dan Harrison hat für den Arbeits- und Führungsprozess 12 kritische Paradoxe mit insgesamt 24 Eigenschaften entdeckt, die unter Stress auch eine eruptive Verhaltensänderung verursachen können. Eine Analyse dieser Paradoxe ermöglicht uns eine zielgerichtete Diskussion über Situation im Business, Verhaltensänderungen und persönliche Entwicklungen.
Sich im persönlichen Gleichgewicht zu befinden, ist der Garant für den zukünftigen Erfolg. Wir alle können lernen, unseren Stress besser zu bewältigen und unsere unausgewogenen Paradoxien durch mehr Selbsterkenntnis, Wachstum und persönliche Entwicklung auszugleichen. Als Basiskompetenzen benötigen wir dafür Resilienz und Lernagilität.
Resilienz und Lernagilität sichern die Karriere
Aus unseren Assessments und Persönlichkeitsanalysen wissen wir, dass verschiedene Bedürfnisse und Eigenschaften besonders auf die Lernagilität und die Resilienz einzahlen, aber auch in einem paradoxen Verhältnis zueinander stehen. Wir nennen diese vier Paradoxe die SIMS-Paradoxe. SIMS steht für Selbst, Innovation, Motivation und Strategie.
Nur wenn sich diese vier Paradoxe jeweils im Gleichgewicht befinden, d.h. die zwei paradoxen Eigenschaften gleich stark ausgeprägt sind, dann besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass die persönliche Entwicklung/ Karriere nachhaltig beeinflusst wird und wir dem Stress gewachsen sind. Anders herum, bei einem Ungleichgewicht ist die nachhaltige Karriereentwicklung in Gefahr.
Lassen wir mal Glück aus dem Spiel, dann liegt vieles in der Selbsterkenntnis und dem Willen zur Veränderung! Aus diesem Grund ist ein gesundes Selbstvertrauen und der Wunsch zur Selbstverbesserung (Paradox Selbst) eine stabile Basis für vieles. Unser Selbstvertrauen wird schon in jungen Jahren geprägt und wird leider heutzutage immer öfter durch Kontrolle und Vorsicht von vielen (Helikopter-) Eltern kontaminiert. Auch die Bereitschaft kalkulierte Risiken einzugehen, wird durch Kontrolle und Abschirmung enorm unterentwickelt. In den 60er, 70er und 80er Jahren haben die Kinder noch wesentlich häufiger frei und enthusiastisch mit den Freunden auf der Straße gespielt. Heute müssen Termine zwischen den Eltern ausgemacht werden und die Kinder werden aus Angst und Vorsicht von Haustür zu Haustür chauffiert.
Sollte unser Selbstvertrauen schwach sein, dann neigen wir zu Selbstzweifel. Sollte allerdings unser Selbstvertrauen sehr stark sein und wir keinen Drang zur Selbstverbesserung verspüren, dann verhalten wir uns tendenziell defensiv und nehmen weniger Feedback an. Es kommt eben auf das Gleichgewicht an, damit wir eine gesunde Selbsteinschätzung entwickeln!
Ein gewisses Maß an Experimentierfreude und der Wunsch nach Neuem bestimmen unseren Entwicklungsdrang. Ohne diese Eigenschaft müssen andere Faktoren und Süchte (Wunsch nach Anerkennung, nach guter Bezahlung etc.) dies mit gewissem Risikopotential kompensieren. Nur die Experimentierfreude alleine könnte aber dazu führen, dass wir uns verlieren. Aus diesem Grund sollte auch die Eigenschaft zur Ausdauer und der Wunsch Hürden zu nehmen, bei uns ausgeprägt sein (Paradox Innovation). Wir lernen effektiv durch ausprobieren und dass wir an der Sache dran bleiben!
Damit wir auch die Extra-Meile gehen und unser Ziel anstreben, brauchen wir die Eigenmotivation. Wir müssen die Eigeninitiative und Enthusiasmus für das Lernen entwickeln und uns Herausforderungen suchen. Der Tellerrand sollte uns nicht genug sein. Doch eine hohe Eigenmotivation ohne eine ausreichende Stressbewältigung und Gelassenheit kann recht schnell in eine Überforderung (schlimmstenfalls in einen Burn-out) führen (Paradox Motivation).
Neue Ufer erreicht man nur, wenn auch die Bereitschaft kalkulierte Risiken einzugehen und der Optimismus dafür da ist. Sollte dies in uns fehlen, dann sind wir vorsichtig und trauen uns ggf. nicht den nächsten notwendigen Schritt zu wagen. Doch zu viel davon, ohne den Drang zu verspüren, die Dinge und Problemstellungen zu durchdenken, kann uns blind machen und uns in die falsche Richtung laufen lassen. Auch hier benötigen wir das Gleichgewicht, um überlegt couragiert zu sein! Niemand möchte blind die falsche Richtung einschlagen (Paradox Strategie).
Die "K.O. Paradoxe" als unbewusste Karrierekiller
Trotz einer starken Resilienz und Lernagilität kann die eigene Entwicklung und Karriere durch die zwei Paradoxe „Kommunikation und Organisation“ gefährdet werden. Wir nennen sie die „unbewussten Karrierekiller“.
Das Paradox Kommunikation besteht aus den zwei Eigenschaften „Offen“ und „Taktvoll“. Im Gleichgewicht sind wir zu einer aufrichtigen Diplomatie fähig. Im Ungleichgewicht könnten wir auf der einen Seite durch eine zu direkte Kommunikation als unverblümt und ggf. grenzüberschreitend bzw. taktlos und unverschämt wahrgenommen werden und auf der anderen Seite ggf. als politisch oder wischi-waschi mit wenig Handlungsorientierung. Beides geht auf lange Sicht nicht gut.
Das Paradox Organisation besteht aus den Eigenschaften „Organisation“ und „Flexibilität“. Im Gleichgewicht sind wir in der Lage, Ordnung in allen Situationen und Umgebungen durch eine hohe Anpassungsfähigkeit und Strukturiertheit sicherzustellen. Damit sichern wir Effizienz und Effektivität. Im Ungleichgewicht, würden wir bei einer unzureichenden Anpassungsfähig ggf. als Widerstands- und Bedenkenträger oder unflexibel wahrgenommen werden. Auf der anderen Seite kann ein hoher Veränderungsdrang ohne Strukturen und Ordnung zu Termin- und Qualitätsrisiken führen. Auch dies geht auf lange Sicht nicht gut.
Darüber hinaus besteht für Führungskarrieren durch das „Triple D - S“ Syndrom (Dogmatisch, Dominant, Direktorial - Schroff) ein elementares Gefahrenpotential. Es sind die Reaktionen, wenn sich verschiedene paradoxe Eigenschaften, die für Führung wichtig sind, im Ungleichgewicht befinden. Diese Eigenschaften haben einen direkten und elementaren Einfluss auf unsere situativen Führungsstile. Dazu mehr in unserer speziellen 3CMP | Insights Blog Serie - Karriere Blocker: Kein (Performance) Team zu formen!
Nutzen Sie unsere Expertise
3C | MANAGEMENT PARTNERS ist strategischer Solution Partner von Harrison Assessment International und kann damit auch das weltweite Berater-Netzwerk zurückgreifen. Wir begleiten nationale und internationale Unternehmen effektiv in der Umsetzung von Projekten im Bereich Talent Management und Assessment. Mit unserem BestFit-Assessment-Service bieten wir darüber hinaus hervorragende Leistungen zu einem stark wettbewerbsfähigen Preisniveau - ob Remote oder Vor-Ort!
Unsere Berater haben langjährige Expertise, Business Erfahrung und Zertifizierungen im Bereich Diagnostik und Assessment. Lassen Sie uns darüber sprechen, wie wir Ihnen bestmögliche Unterstützung bieten können.